Jeder Hund sollte immer eine gültige Tollwutimpfung in seinem Impfpass stehen haben. Und das nicht nur, weil sie für die Ein- und Ausreise innerhalb wie außerhalb der EU von den meisten Ländern gefordert wird.
Die Tollwut ist eine Seuche. Behörden ist es daher gesetzlich erlaubt, bei Verdacht auf Tollwut ein Tier zu töten oder für drei Monate in Quarantäne zu sperren. So heißt es im §9 der Verordnung zum Schutz gegen die Tollwut (TollwV), Stand 2010:
(1) Für Hunde und Katzen ordnet die zuständige Behörde die sofortige Tötung an, wenn anzunehmen ist, dass sie mit seuchenkranken Tieren in Berührung gekommen sind. Sie kann die sofortige Tötung dieser Hunde und Katzen anordnen, wenn anzunehmen ist, dass sie mit seuchenverdächtigen Tieren in Berührung gekommen sind. […]
(3) Absatz 1 gilt nicht für Hunde und Katzen, die nachweislich bei der Berührung unter wirksamem Impfschutz standen. Solche Hunde und Katzen sind sofort behördlich zu beobachten und unverzüglich erneut gegen Tollwut zu impfen. Die zuständige Behörde kann zulassen, dass von der Impfung abgesehen wird, wenn die Tiere bereits mehrmals in kurzen Abständen gegen Tollwut geimpft worden sind.
(4) Die zuständige Behörde kann im Einzelfall für nicht unter wirksamem Impfschutz stehende Hunde und Katzen Ausnahmen von Absatz 1 zulassen, sofern die Tiere sofort für mindestens drei Monate sicher eingesperrt werden und Belange der Seuchenbekämpfung nicht entgegenstehen. Die zuständige Behörde kann in der Entscheidung nach Satz 1 oder nachträglich die Dauer der dort genannten Maßnahme verkürzen, soweit Belange der Tierseuchenbekämpfung nicht entgegenstehen.
Allein aus diesem Grund ist eine gültige Tollwutimpfung kaum verzichtbar. Darüber hinaus wird sie auch auf Ausstellungen, größeren Hundeveranstaltungen sowie von den meisten Hundeschulen gefordert.
Gibt es in Deutschland noch Fälle von Tollwut?
In der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts war die Tollwut in Deutschland eine typische Hundekrankheit, besonders bei Straßenhunden. Nur durch strenge veterinärmedizinische Maßnahmen konnte die Seuche zu dieser Zeit eingedämmt werden. Nach dem zweiten Weltkrieg waren es Rotfüchse, die den Erreger – einen Stamm aus Ostpreußen – übertrugen. Die Fuchstollwut befiel auch Haustiere wie Hunde und Katzen. Um dem Herr zu werden, legte man 25 Jahre lang Fuchsköder aus.
Im April 2008 erhielt Deutschland durch die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) den Status tollwutfrei. Der letzte Fall war am 3. Februar 2006 diagnostiziert worden. Fälle von Fledermaustollwut tauchen allerdings immer wieder in den Medien auf. Eine Tollwutimpfung ist also keinesfalls überflüssig, nur weil Deutschland theoretisch als tollwutfrei gilt. Diesen Status haben bei weitem nicht alle Länder. Und wie das Beispiel der Fuchstollwut zeigt, kennen Infektionen und infizierte Wildtiere keine Ländergrenzen.
Was ist Tollwut?
Die Tollwut wird auch Wutkrankheit, Lyssa, Rabies oder Rage genannt . Sie wird von Viren übertragen und ist eine sogenannte Zoonose. Das heißt, sie kann neben Hunden auch andere Tiere sowie Menschen befallen und von einem zum anderen weitergegeben werden. Die Viren befinden sich hauptsächlich im Speichel, weshalb die Erkrankung vor allem über das Belecken von Wunden oder Schleimhäuten übertragen wird. Seltener ist auch eine Übertragung über die Ausscheidungen eines infizierten Tieres möglich. Die Viren wandern nach dem Eindringen in den Körper direkt in das zentrale Nervensystem und verteilen sich von dort aus im ganzen Körper.
Die Erkrankung verläuft in drei Phasen: Prodromal-Phase, Exzitationsphase und Paralysestadium. Diese Phasen können mehrere Tage dauern, sich überschneiden oder ausbleiben. In der ersten Phase wird der Hund vor allem unruhig oder sonderbar zutraulich. Durch Schluckbeschwerden vermehrt sich der Speichelfluss. In der Exzitationsphase zeigt der Hund die Aggression, der die Krankheit ihren Namen verdankt. Er wird zunehmend unberechenbar. Im End- oder Paralysestadium treten Lähmungserscheinungen auf, welche unweigerlich zum Tod führen.
Wie wirkt die Tollwutimpfung?
Der Tollwutimpfstoff (abgekürzt T) ist ein Lebendimpfstoff. Er enthält einen inaktivierten Erreger. Durch die Impfung findet eine aktive Immunisierung statt. Das Immunsystem des Hundes reagiert auf den abgeschwächten Tollwuterreger und bildet Antikörper. Diese Reaktion dauert etwa drei Wochen, erst dann ist die Immunität gegeben.
Bei der Tollwutimpfung handelt es sich um eine Kernimpfung. Das heißt, jeder Hund sollte sie erhalten. Der Impfstoff ist je nach Hersteller einzeln oder in Kombination mit Leptospirose erhältlich. Die Wirkungsdauer ist unterschiedlich. Der Hersteller Nobivac zum Beispiel gibt eine Gültigkeit der Tollwutimpfung von mindestens drei Jahren an, welche er auch in eigenen Studien belegt. Für eine ausreichende Immunisierung genügt laut Beipackzettel eine einmalige Impfung ab einem Alter von zwölf Wochen. Anschließend muss alle drei Jahre aufgefrischt werden. Die Impfkommission im Bundesverband praktizierender Tierärzte hingegen empfiehlt eine Impfung im Alter von zwölf Wochen, eine erneute Impfung im Alter von 16 Wochen und eine dritte ein Jahr später. Erst dann sei eine Impfung alle drei Jahre ausreichend.