Hunde haben ein bemerkenswertes Gehör. Die Kühlschranktür öffnet sich mit einem leisen Luftzischen – schon stehen sie in der Küche. Eine Maus piepst für den Menschen kaum wahrnehmbar auf einem Feld – schon spitzt der Hund die Ohren. Doch wieso hören Hunde scheinbar so viel besser als wir Menschen? Oder hören sie einfach nur anders?

Bewegliche Ohren ermöglichen präzises Hören

Der Hund hat gegen­über uns Men­schen einen großen, ent­schei­den­den Vorteil, der sofort ins Auge sticht: Er kann seine Ohren unab­hän­gig von­ein­an­der und in großem Radius bewegen. So kann er die Ohr­mu­schel ent­spre­chend aus­rich­ten, um die Schall­wel­len einer Geräusch­quelle so gut wie möglich ein­fan­gen zu können. Dies ermög­licht dem Hund, die Stimme seines Halters aus egal welcher Rich­tung zu ver­neh­men. Insgesamt 17 Muskeln sind für diese große Beweg­lich­keit ver­ant­wort­lich. Sie ermög­li­chen dem Hund, die Posi­tion einer Geräusch­quelle mit einer Abwei­chung von gerade einmal zwei Prozent zu loka­li­sie­ren. Zum Ver­gleich: Das mensch­li­che Gehör weist eine Unge­nau­ig­keit von 15 Prozent auf.


Hunde mit Schlapp­oh­ren haben hier einen mini­ma­len Nach­teil. Das Ohr dämpft einen Teil der Schallwellen ab. Außer­dem sind die Schlapp­oh­ren in nicht ganz so großem Radius ver­stell­bar. Nichtsdestotrotz hören auch sie noch weit genauer, woher ein Geräusch kommt, als der Mensch.

Hunde hören größere Frequenzbereiche

Der Hund hört also mit unglaublicher Präzision, wo die Maus sitzt, die gerade gepiepst hat. Aber wieso kann er sie überhaupt piepsen hören? Mäuse machen so hohe Geräusche, dass wir Menschen sie kaum wahrnehmen können. Hier kommt der Frequenzbereich ins Spiel. Die Fre­quenz eines Tones beschreibt die Schwin­gun­gen der Schall­wel­len. Sie bestimmten die Tonhöhe. Je mehr Schwin­gun­gen pro Sekunde, desto kürzer die Wel­len­länge und desto höher der Ton. Diese Schwin­gung wird in Hertz (Hz) gemes­sen. Men­schen können Werte ab etwa 20 Hertz auf­wärts wahr­neh­men.

Alltäglich werden wir mit Geräuschen in einem Bereich von etwa 64 bis 2.000 Hz konfrontiert. Diese nehmen Hund und Mensch in etwa gleich gut wahr. Inter­es­sant wird es in den höheren Ton­be­rei­chen: 20.000 Hz sind in etwa das Maximum an Tonhöhe, was ein Mensch mit gutem Gehör wahr­neh­men kann. Und auch das nur sehr schwach. Ein Hund kann – abhän­gig von der Rasse – bis zu 65.000 Hz wahr­neh­men. Ein immenser Unterschied.

Hunde haben also zwei entscheidende Vorteile gegenüber uns Menschen: Erstens hören sie genauer, woher ein Geräusch kommt und können ihr Ohr auf die Schallquelle ausrichten. Zweitens hören sie einen wesentlich größeren Frequenzbereich und damit auch Geräusche, die wir Menschen gar nicht wahrnehmen können.