Leptospirose ist in Deutschland auch als „Der Tod aus der Pfütze“ bekannt. Die Erreger fühlen sich nämlich unter anderem in abgestandenen, flachen, warmen Pfützen wohl. Ursprünglich trug Leptospirose auch Namen wie „Hundetyphus“ oder „Stuttgarter Hundeseuche“. Die erste Bezeichnung stammt aus dem Jahr 1852. Damals wurde die Erkrankung erstmals dokumentiert. Die Bezeichnung „Stuttgarter Hundeseuche“ stammt aus dem Jahr 1899. Anlass für die damalige Beschreibung der Krankheit war eine Hundeausstellung in Stuttgart. Leptospirose tritt jedoch weltweit auf, weswegen diese Bezeichnung inzwischen veraltet ist.
Leptospirose ist eine Zoonose. Das heißt, sie kann vom Hund auf den Menschen und vom Menschen auf den Hund übertragen werden. Die Erkrankung ist daher beim Veterinäramt meldepflichtig. Neben Hunden und Menschen befällt Leptospirose auch andere Tierarten wie Mäuse, Ratten, Katzen, Rinder und Schweine.
Was ist Leptospirose?
Die Symptome bei einer Leptospirose-Erkrankung können unterschiedlich sein. Es kann vorkommen, dass gar keine auftreten. Je nachdem, mit welcher Art Leptospiren der Hund befallen ist und wie sein Allgemeinzustand ist. Symptome können Fressnunlust, Fieber, Erbrechen und Durchfall sein. In schweren Fällen können die Leptospiren auch die Nieren befallen, was teilweise zu blutigem Urin führt. Es kann zu Nierenversagen und Leberschäden, in der Folge auch Gelbsucht (Ikterus), kommen. Die Inkubationszeit kann zwischen zwei und 30 Tage betragen. In schweren Fällen und ohne Behandlung kann die Krankheit zum Tod führen.
Ausgelöst wird Leptospirose durch Bakterien, die sogenannten Leptospiren. In feuchter Umgebung und bei über 18 Grad können die Leptospiren etwa sechs Wochen im Boden und bis zu drei Monate im Wasser überleben. Bei Temperaturen über 56 Grad sterben die Erreger innerhalb von zehn bis 35 Minuten ab, bei starkem Sonnenlicht nach ein bis zwei Stunden. Gängige Desinfektionsmitteln machen die Leptospiren unschädlich. Die Übertragung kann direkt erfolgen, beispielsweise über Bisswunden, orale Aufnahme von infiziertem Gewebe (zum Beispiel beim Fressen von Mäusen) oder beim Deckakt. Auch eine indirekte Ansteckung ist möglich, beispielsweise über infizierten Urin in Erde, Pfützen, Nahrung oder Einstreu. Eine Ansteckung bei Kontakt mit infizierten Zecken und Flöhen ist ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Welche Leptospiren können Hunde befallen?
Es gibt eine Vielzahl von Leptospiren, die unterschiedliche Hauptwirte haben. Hauptwirte sind Lebewesen, die für einen Parasiten optimale Lebensbedingungen bieten. Das heißt, ein Parasit nistet sich bevorzugt bei seinem Hauptwirt ein. Nebenwirte sind dazu sozusagen die Alternative, wenn kein Hauptwirt zur Verfügung steht. Die unbedingt erste Wahl für den Parasiten, aber ein Befall ist möglich. Außerdem gibt es noch Zwischenwirte. Parasiten befallen während ihrer Entwicklung einen oder mehrere hiervon. In den Zwischenwirten vermehren und entwickeln sie sich.
Hunde sind nur für wenige Leptospiren Haupt- oder Nebenwirt. Nebenwirte können, müssen aber keine Symptome der Krankheit aufweisen. Für den Hund von Bedeutung sind folgende Serovare, das heißt Variationen der Leptospiren (nach Wohl, 1996; Greene et al., 2006): bratislava (Hauptwirte Ratte, Schwein, Pferd, Igel), canicola (Hauptwirt Hund), hardjo (Hauptwirt Wiederkäuer), copenhageni (Hauptwirt Ratte), pomona (Hauptwirt Rinder, Schwein, Skunk, Opossum), autumnalis (Hauptwirt Maus), bataviae (Hauptwirte Hund, Ratte, Maus), grippotyphosa (Hauptwirte Wühlmaus, Waschbär, Skunk, Opossum, Bisamratte) und ballum (Hauptwirt Maus).
Studien zufolge scheiden acht Prozent der klinisch gesunden Hunde Leptospiren aus (Van den Broek et al., 1991; Harkin et al.,2003). Ratten und Mäuse sind meist die Hauptüberträger der Krankheit. Sie sind empfänglich für die Bakterien, zeigen meist aber nur milde Symptome. Sie können die Erreger teilweise lebenslang ausscheiden.
Wie wirkt der Leptospirose-Impfstoff?
Der Leptospirose-Impfstoff (abgekürzt L) ist ein Lebendimpfstoff. Das heißt, der Tierarzt injiziert dem Hund abgeschwächte Erreger. Das Immunsystem des Hundes reagiert darauf mit der normalen Abwehrreaktion: Es bildet Antikörper. Sie sorgen für Immunität gegen den Erreger.
Da es so viele Leptospirose-Erreger gibt, werden die Impfungen immer wieder angepasst. So enthalten sie immer andere Erregerstämme, je nachdem, welche in Deutschland gerade besonders häufig vertreten oder gefährlich sind. Die Impfkommission im Bundesverband praktizierender Tierärzte führt die Leptospirose-Impfung als Kernimpfung. Das heißt als Impfung, die jeder Hund haben sollte. Das empfohlene Impfschema fordert drei Impfungen zur Grundimmunisierung: eine mit acht Wochen, eine mit zwölf Wochen und eine mit 15 Monaten. Wiederholungsimpfungen sind alle sechs bis zwölf Monate fällig, je nachdem, wie wahrscheinlich eine Leptospirose-Infektion im jeweiligen Wohnraum ist.
Der Leptospirose-Impfstoff ist je nach Hersteller einzeln oder in Kombination mit dem Tollwut-Impfstoff erhältlich. Da die Tollwut-Komponente eine Wirkdauer von bis zu drei Jahren hat (ebenfalls abhängig vom Hersteller), empfiehlt es sich, zur Auffrischung den Einzelimpfstoff zu verwenden.