ED ist die Abkürzung für Ellbogengelenkdysplasie. Dabei handelt es sich um eine Krankheit, die das Ellbogengelenke der Vorderbeine betrifft. Die Ausprägung kann unterschiedlich stark sein, ebenso die Symptome. Die Ellbogengelenkdysplasie beim Hund ist erblich bedingt und kann durch äußere Faktoren wie starke oder falsche Belastung, schnelles Wachstum oder falsche Ernährung begünstigt oder verschlimmert werden. Eine ED ist nicht heilbar, kann mittels verschiedener Therapien aber in ihrem Fortschreiten verlangsamt oder symptomatisch behandelt werden.
Was genau ist ED?
Ein gesundes Ellbogengelenk setzt sich aus der Gelenkwalze des Oberarmknochens (Humerus) sowie Elle (Ulna) und Speiche (Radius) des Unterarms zusammen. Die einzelnen gelenkbildenden Stücke passen normaler Weise perfekt zusammen und werden von einer Gelenkkapsel umgeben und geschützt. Knorpel und Gelenkflüssigkeit sorgen für Beweglichkeit und schützen die Knochen gleichzeitig vor Abnutzung. Bänder, Sehnen und Muskeln stabilisieren das Gelenk zusätzlich.

Die ED ist nicht eine Krankheit. Es ist ein Begriff, der mehrere Krankheiten zusammenfasst, die alle das Ellbogengelenk betreffen und mehr oder weniger denselben Effekt darauf haben: Sie rufen Entzündungen und Arthrosen hervor. Am häufigsten unter diesen Erkrankungen sind der „Fragmentierte Processus Coronoideus“ (FPC oder FCP), der „Isolierte oder Fragmentierter Processus Anconaeus“ (IPA bzw. FPA), die „Osteochondrosis Dissecans“ (OCD) und die „Inkongruenz“.
Allen Formen von ED ist gemein, dass sie während der Wachstumsphase eines Hundes auftreten und vorwiegend schnell wachsende Tiere oder Hunde mit hohem Endgewicht betreffen. Nichtsdestotrotz sind auch kleinere Rassen nicht vollkommen sicher vor diesen Erkrankungen.
Was ist FPC?
Der „Fragmentierte Processus Coronoideus“ ist die Folge eines „Short Radius Syndrom“. Das bedeutet, dass sich der Radius (Speiche) im Verlauf des Wachstums langsamer entwickelt als die Ulna (Elle). Durch die verkürzte Speiche wird der Processus Coronoideus vermehrt belastet. Dieser ist der Kronenfortsatz der Elle (an der zum Körper zeigenden Seite des Beines und am unteren Rand des Gelenkes). Bei größeren Rassen verknöchert er erst im Alter von etwa vier bis fünf Monaten.
Im Falle einer FPC bricht dieser Kronfortsatz aufgrund der größeren Belastung ab oder wird deformiert. Besonders, wenn beide Vorderbeine betroffen sind, zeigen sich ab diesem Alter die ersten Symptome in Form eines veränderten Gangbildes. Der Hund beginnt zu lahmen, nicht unbedingt dauerhaft und manchmal auch wechselseitig. Die Lahmheit verstärkt sich besonders nach größerer Belastung. Der Hund entlastet die betroffene Stelle, indem er die Pfote nach außen und damit das Gelenk nach innen zum Körper hin dreht. Besonders bei älteren Hunden kommt es zusätzlich zu Schwellungen des Gelenkes. Eine etwas gesonderte Form der FPC ist ihr Auftreten bei fünf bis sechs Jahre alten Hunden, vorwiegend deutschen Schäferhunden und Golden Retrievern, die zuvor keinerlei Symptome zeigten. Die FPC zeigt sich durch akute Lahmheit.
Was ist IPA?
Der „Isolierte oder Fragmentierter Processus Anconaeus“ betrifft den sogenannten Processus Anconaeus (PA), einen Knochenfortsatz der Elle. Während die Elle auf der nach hinten gerichteten Seite im sichtbaren Ellenbogenhöcker endet, umschließt sie das Gelenk von oben mit eben diesem knöchernen Processus Anconaeus. Mit dem Ellbogenhöcker ist dieser nur durch einen Knorpel verbunden. Erst im Alter von etwa 16 bis 20 Wochen ist diese Verbindung vollständig verknöchert. Bedingt durch ungleichmäßiges Wachstum von Elle und Speiche („Short Radius Syndrom“ bzw. „Short Ulna Syndrom“) oder durch Verletzungen kann die Verknöcherung ausbleiben. Der PA bleibt isoliert. Nun bewegt er sich freier im Gelenk als er sollte. Das führt zu Reizungen und schließlich zu Lahmheit.
Was ist OCD?
Eine“Osteochondrosis Dissecans“ kann im Ellbogen-, Schulter-, Knie- oder Sprunggelenk auftreten. Ihr geht zunächst eine Osteochondrose voraus. Im Gelenk bildet sich eine zu dicke Knorpelschicht. Wird sie unzureichend mit Nährstoffen versorgt, wächst sie immer weiter ohne zu verknöchern. Schließlich brechen Teile der Knorpelschicht ab. In diesem Fall ist von Osteochondrose die Rede.
Die Knorpelschicht soll den Knochen eigentlich gegen Stöße, Belastung und Ähnliches abschirmen. Brechen Teile heraus, fehlt dem Knochen eine Schutzschicht. Durch die vermehrte Belastung des Knochens kommt es zur Gelenkentzündung, zur raschen Bildung von Arthrosen und schließlich zu starkem Gelenkverschleiß und zur Gelenkzerstörung. Lose Knorpelteile im Gelenk können die Symptome verschlimmern. Dieser Zustand nennt sich „Osteochondrosis Dissecans“. Der Hund beginnt zu lahmen, die Pfoten nach außen zu drehen und kürzere Schritte zu machen. In manchen Fällen schwillt das Gelenk zusätzlich an.
Was ist Inkongruenz?
Unter „Inkongruenz“ versteht man eine Stufenbildung zwischen Elle und Speiche. Normalerweise sind die Enden von Elle und Speiche zum Gelenk hin gerundet. Sie bilden nebeneinander liegend einen Halbkreis. Bei einem gesunden Gelenk verläuft der Halbkreis glatt und mit gleichmäßigem Abstand (Gelenkspalt) zur Gelenkwalze. Im Falle einer Stufenbildung steht das Ende des einen Unterarmknochens höher. Es ragt also weiter in den Gelenkspalt hinein als das Ende des anderen Unterarmknochens. Die Stufenbildung kann mit der IPA und der FPC einhergehen, aber auch eigenständig auftreten. Die Stufe führt zu einer Schonhaltung mit ungleichmäßiger Belastung des Gelenks. Dadurch bilden sich überbeanspruchte Zonen im Gelenk, deren Knorpel samt darunter befindlichem Knochen geschädigt wird. Darauf folgt eine Entzündung der betroffenen Stelle. Es kommt zur Bildung von Arthrosen. Der Hund zeigt daraufhin Lahmheit und ein schmerzbedingt verändertes Gangbild.
Wie wird ED diagnostiziert?
Symptome einer ED können Sie am Gangbild oder an möglicher Schmerzempfindlichkeit erkennen. Gewissheit bringen jedoch nur Röntgenaufnahmen der Ellbogen. Selten wird auch ein CT empfohlen. Inzwischen ebenfalls möglich ist eine Arthroskopie, das heißt eine Endoskopie der Gelenke. Dabei wird über eine kleine Einstichstelle ein Arthroskop in das Gelenk eingeführt. Das Gerät übermittelt dann Kamerabilder des Gelenks. Da es sich bei diesem Eingriff trotz der geringen Risiken um eine Operation handelt, findet die Arthroskopie eher selten Anwendung. Röntgenbilder genügen meist für eine genaue Diagnose.
Einstufung der ED nach Schwere
Für Zuchttiere von Bedeutung ist – je nach Vorgabe des Zuchtverbandes – unter Umständen die Einstufung des ED-Grades. Er gibt an, wie schwer die ED ist. Festgemacht wird das vorwiegend an der Schwere der Arthrose. Sie geht mit allen unter ED zusammengefassten Erkrankungen einher.
- 0: gesundes Gelenk, keine Fehlstellung, keine Knochenzubildungen (Osteophyten) oder Verhärtung des Knochens (Sklerose)
- I: Leichte Arthrose erkennbar, Knochenzubildungen (kleiner als 2mm) und/oder Verhärtung der Elle
- II: Mittelschwere Arthrose, Knochenzubildungen weisen eine Größe von 2 bis 5mm auf
- III: Schwere Arthrose, Knochenzubildungen sind größer als 5mm und/oder FPC, IPA oder OCD liegen vor
Wie wird ED behandelt?
Die Behandlungsmöglichkeiten sind ebenso unterschiedlich wie die verschiedenen Erkrankungen, die unter dem Begriff Ellbogengelenksdysplasie zusammengefasst sind. Die Entscheidung für eine bestimmte Behandlung wird immer individuell in Abhängigkeit von der Erkrankung, der Symptomstärke sowie dem Fortschreiten der Gelenkschäden getroffen. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Einen chirurgischen Eingriff und eine nicht chirurgische Behandlung. Eine Heilung bestehender Arthrosen ist jedoch nicht möglich.
