Kennen wir das nicht alle? Wir stehen auf und schon ist die Stimmung irgendwie im Keller. Alles scheint schief zu gehen, alles ist irgendwie doof und der ganze Tag im Eimer. Und manchmal glaube ich, meinem Hund geht das genauso.

Schon nach dem Aufstehen schaut er müde, fast schon ein bisschen genervt. Die Kommandos, die wir in den letzten Jahren gewissenhaft antrainiert, gefestigt und geübt haben? Alle vergessen. Das umsichtig geübte Verhalten (nicht in der modrigsten Schlammpfütze wälzen, nicht Frauchen den Fuß zerquetschen) scheint sich nie gefestigt zu haben. Kurzum: Der Hund ist plötzlich taub, leidet an Amnesie und ist zu nichts zu motivieren.


Einerseits verunsichern mich als Hundebesitzer solche Tage. Plötzliche Veränderungen im Verhalten sind immerhin ein Indiz für gesundheitliche Probleme. Andererseits kann es wahnsinnig schwierig sein, an solchen Tagen mit dem Hund zu kommunizieren. Es ähnelt eher einem Selbstgespräch.

Und sind wir ehrlich: Kommt da in uns nicht manchmal das Bedürfnis auf, zu schreien und all die Dinge zu tun, die man in der Hundeerziehung lieber lassen sollte? Zumindest mir geht es so, wenn von einem auf den anderen Tag jahrelange Arbeit den Bach runterzugehen scheint. Es frustriert und ist anstrengend, es fordert einen als Hundehalter selbst emotional heraus.

Das Band zwischen Mensch und Hund

Was dann passiert, ist so erschreckend wie schön: Mein Hund und ich teilen plötzlich die Stimmung. Es ist merkwürdig, weil es eine negative Emotion ist, bei der wir uns gegenseitig hochschaukeln. Aber wir sind verbunden. Wenn er einen schlechten Tag hat, habe ich auch einen. Und noch mehr: Hat er wieder gute Laune, habe ich das auch. Ist er heute ausnahmsweise mal faul, bin ich es auch. Oder bin ich faul und er ist es auch?

Mit der Zeit scheinen die Grenzen hier ein wenig zu verschwimmen. Hund und Halter sind irgendwann so aufeinander eingespielt, dass sie sich gegenseitig in ihrer Stimmung beeinflussen. Zumindest ist es das, was ich bei mir und meinem Hund bemerke. Nicht nur in Extremfällen, wenn er krank ist oder wir einen unglaublichen Trainingserfolg erlebt haben. Es ist mehr, es ist alltäglich.

Wenn mein Hund mal einen schlechten Tag hat, dann habe ich auch einen schlechten Tag. Wenn ich mal einen schlechten Tag habe, dann hat mein Hund auch einen schlechten Tag. Und noch viel wichtiger: Wenn einer von uns einen guten Tag hat – und das ist viel häufiger der Fall –, hat ihn der andere auch.