Diese Frage hat sich mir in den letzten Jahren oft gestellt. Leider hat mein Hund an Silvester Angst vor dem ganzen Lärm, dem Geknalle, besonders den in hohen Tönen pfeifenden Raketen. Jedes Jahr haben wir ihm ein Versteck in der Wohnung hergerichtet. Trotzdem wurde es jedes Jahr schlimmer. Zum Glück ist es nicht so schlimm, wie ich es von anderen Hundehaltern schon gehört oder gelesen habe. Aber es muss etwas passieren. Und mit diesem Gedanken habe ich mich jedes Jahr auf die Suche gemacht. Irgendetwas sollte die Silvesterangst meines Hundes doch lindern können? Die Ergebnisse meiner Recherche habe ich an dieser Stelle mal zusammengetragen.

Training mit Geräusch-CDs

Diesen Vorschlag habe ich besonders oft gelesen: „Trainieren Sie doch einfach mit Ihrem Hund, gibt doch genug Geräusch-CDs!“. Leider ist es nicht so einfach. Denn mein Hund reagiert auf kein Feuerwerk aus dem Lautsprecher. Während Live-Aufnahmen im Fernsehen laufen, schläft mein Hund wie ein Stein auf dem Boden vor dem Fernsehtisch. Leider kann ich ihn mit nichts desensibilisieren, das ich nicht simulieren kann. Eine Hundetrainerin brachte mich auf den Gedanken, dass diese Unempfindlichkeit durch den Frequenzbereich zustande kommt, den Radio, Fernseher und Co. ausgeben. Menschen können Frequenzbereiche bis etwa 20.000 Hertz wahrnehmen. Und darauf sind die Abspielgeräte wohl auch ausgelegt. Bei Hunden reicht die Spanne aber hoch bis etwa 65.000 Hertz, je nach Rasse.


Je höher die Frequenz, desto höher der Ton. 2.000 bis 5.000 Hertz nehmen wir Menschen als hohe Töne wahr. Da frage ich mich natürlich, wie hoch die Töne klingen müssen, die mein Hund hört. Meine Vermutung aufgrund seines Verhaltens ist, dass ihm besonders die Raketen Probleme machen, weniger die Böller, weil sie in diesen hohen, für uns Menschen unerschlossenen Frequenzbereich greifen. Silvester stelle ich mir für meinen Hund dann in etwa wie eine Geräuschexplosion vor. Aber was mache ich jetzt dagegen?

Wie verhindere ich, dass mein Hund das Geknalle an Silvester hört?

Und genau die Frage hat sich nach meiner Erkenntnis über die Geräusch-CD nun aufgedrängt. Der sinnvollste Weg, meinen Hund an Silvester zu beruhigen, scheint mir der zu sein, sein Gehör abzuschotten. Manche stopfen wohl Watte in die Ohren ihrer Hunde. Da habe ich aber Sorge, dass ich die Watte nachher nicht mehr herausbekomme. Oder mein Hund sich kratzt und die Watte zu tief reinschiebt. Mein Stirnband hatte ich in Betracht gezogen, aber das scheint mir zu wenig Geräusch herauszunehmen.

Also hab ich mich für dieses Jahr für die sogenannten Mutt Muffs entschieden. Das sind professionelle Ohrschützer für Hunde. Sie ähneln den Ohrschützern von Waldarbeitern oder Schützen, die damit Hörverlust vorbeugen, weil sie ständig lauten Geräuschen ausgesetzt sind. Die Mutt Muffs gibt es in verschiedenen Größen, eine Größentabelle zum den eigenen Hund ausmessen gibt es auf der Seite des Herstellers. Oben am Kopf wird der Abstand der Ohrschützer eingestellt. Unten am Kiefer wird ein Gurt zur Befestigung geschlossen. Mit knapp 70 Euro erscheinen die Teile erstmal recht teuer. Sollten sie jedoch helfen, war es das Geld allemal wert.

Außerdem habe ich zwischenzeitlich noch RelaxoPet entdeckt, was ebenfalls in Sachen Frequenzbereich ansetzt und hierüber beruhigen will. Einen ausführlichen Bericht zum Gerät gibt es hier.

Medikamente, Alkohol und andere „Drogen“

Eine Alternative wäre noch, vor allem für extrem panische Hunde, sie mit Medikamenten ruhig zu stellen. Das Wichtigste dabei: Es dürfen keine Mittel sein, die den Hund körperlich lähmen. Denn die Angst wird dadurch nicht besser, der Hund kann sich nur nicht mehr rühren und liegt dann bei vollem Bewusstsein und bewegungsunfähig da. Enthemmende Mittel können je nach Charakter des Hundes ebenfalls schwierig sein. Eine kleine Menge Alkohol soll Erfahrungsberichten zufolge bei manchen Hunden helfen. Hier wird es aber erstens mit der Dosierung schwierig. Zweitens denke ich da immer an die typischen Charaktere in Bars und Diskos: Manche werden vom Trinken fröhlich, entspannt, gelassen. Andere werden aggressiv, unberechenbar, gestresst. Ich fürchte, dass auch Hunde derart unterschiedlich auf Alkohol reagieren.

Etwas Neues ist seit gut einem Jahr auf dem Markt: Sileo. Dabei handelt es sich um ein Gel, das dem Hund zwischen Lefze und Zähne platziert wird. Dort kann es über die Schleimhäute aufgenommen werden. Es mindert wohl tatsächlich die Angst und stellt den Hund nicht einfach ruhig. Die Hunde sollen nach Verabreichung voll aufnahmefähig und ansprechbar sein, sogar Training wäre möglich. Sie hätten nur keine Angst mehr. Eine Hundetrainerin hat mir von dem positiven Effekt erzählt. Sie hat das Mittel bei einem Hund angewendet, der panische Angst vor dem Autofahren hatte. Das Mittel kann bis zu fünf Mal im Abstand von mindestens zwei Stunden nachdosiert werden. Es ist also definitiv nur etwas für die tatsächliche Silvesternacht, nicht für das Geknalle davor. Unterstützend kann zwei Wochen vorher schon mit der Gabe von Sedarom, ein pflanzliches Mittel zur Beruhigung, begonnen werden.

Machen Sie die Wohnung zum Rückzugsort

Egal, womit Sie Ihren Hund versuchen zu beruhigen. Zur Absicherung der Wohnung würde ich in jedem Fall raten. Das bedeutet: Fenster zu, damit der Lärm draußen und der Hund drinnen bleibt. Am besten schließen Sie auch die Rollläden. Viele Hunde verkriechen sich bei Stress gerne in einer Höhle. Das kann eine Box oder eine ruhige Ecke unter einem Tisch sein. Meist weiß man als Halter am besten, wo sich der Hund bei Stress gerne versteckt.

Mit dem Licht habe ich die letzten Jahre oft hin und her überlegt. Totale Dunkelheit stelle ich mir beängstigend vor, wenn auch für einen Hund, der sich nur bedingt auf seine Augen verlässt, nicht gar so schlimm. Die Festbeleuchtung schlechthin wird dem Hund nur signalisieren, dass hier definitiv was ganz und gar nicht stimmt. Denn hell erleuchtet ist das Haus sonst um Mitternacht sicher nicht. Also habe ich für dieses Jahr zwei Nachtlichter besorgt, eines für jeden Raum, den mein Hund gerne als Rückzugsort wählt. Beide sind schon seit gut einer Woche vor Silvester in Betrieb, damit sie nicht als Warnsignal für „jetzt knallt’s!“ wahrgenommen werden. In beiden Räumen wird außerdem klassische Musik laufen. Die übertönt wenigstens ein paar der Geräusche und soll auf Hunde beruhigend wirken.

Wenn mein Hund Körperkontakt sucht, bekommt er ihn bei mir auch. An Silvester hat er Angst und alles, was ihm hilft, darüber wegzukommen, kann er haben. Das gilt auch für den Liegeplatz, egal ob er sonst auf die Eckbank in der Küche liegen darf, oder nicht.

Und ein Tipp noch zum Schluss: Leinen Sie Ihren Hund an, wenn Sie rausgehen, schon einige Tage vor Silvester. Jedes Jahr sehe ich die Plakate von Hunden, die in einer Schrecksekunde weggerannt sind und jetzt vermisst werden. Das lässt sich mit einer Schleppleine ganz einfach verhindern. Bei einer Länge von 10 oder 12 Metern schränkt sie den Hund in seiner Bewegungsfreiheit nicht einmal ein. Dazu gehört ein passendes Geschirr, aus dem der Hund nicht so einfach rauskommt. Am Silvesterabend läuft mein Hund an der zwei Meter langen Leine und mit Geschirr. Ein großer Spaziergang ist da ohnehin nicht mehr möglich.