Die Abkürzung HD steht für Hüft­ge­lenk­dys­pla­sie. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Hüftgelenks. Sie kann beim Hund in verschiedenen Stärken auftreten. Bei größeren Rassen ist sie als eine der häufigsten Erbkrankheiten in der Zucht bekannt. Die HD ist erblich bedingt, kann aber durch äußere Umstände verschlimmert werden. Starke und falsche Belastung sowie zu schnelles Wachstum sind die am häufigsten genannten Ursachen.

Was genau ist HD?

Das Hüftgelenk des Hundes bilden zwei Knochen: Der Ober­schen­kel­kopf (Caput femoris) und die Gelenk­pfanne (Ace­tabu­lum). Sie liegen bei gesunden Hunden ähnlich einem Scharnier ineinander, sind beweglich und trotzdem stabil. Bei einer HD passen diese beiden Teile nicht richtig ineinander. Je nach Schwere der HD ist die Gelenk­pfanne mehr oder weniger abge­flacht, der Ober­schen­kel­kopf kann Fehl­bil­dun­gen auf­wei­sen. Bänder, Sehnen und Muskeln sta­bi­li­sie­ren den Ober­schen­kel­kopf nor­ma­lerweise in der Gelenk­pfanne. Im Falle einer HD ist diese Ver­bin­dung zu locker. Der Ober­schen­kel­kopf sitzt nicht fest genug in der Pfanne. Dadurch kann sich das Gelenk nicht in der vor­ge­se­he­nen Form bewegen. Die Folge ist eine unnatürliche Abnutzung am Knochen, es kommt zu Verschleißerscheinungen. Das Gelenk wird insta­bil. Meist geht die Hüft­gelenkdys­pla­sie mit der Bildung von Arthro­sen (Knochenzubildungen) einher.


Wie entsteht HD?

Inwie­fern eine HD erblich oder erwor­ben ist, ist umstritten. Umwelt­ein­flüsse wie ein zu schnel­les Wachs­tum, häu­fi­ges Sprin­gen und abrup­tes Stoppen stehen in Ver­dacht, die Ent­ste­hung einer Hüft­ge­lenk­dys­pla­sie zu begüns­ti­gen. Über­ge­wicht ist eben­falls nach­tei­lig und wirkt sich bei einer bestehen­den HD negativ aus. Wie genau HD vererbt wird, ist unklar. Bisher ist ledig­lich bekannt, dass HD polygen vererbt wird. Das heißt, es ist nicht ein Gen für die Aus­bil­dung der Erkran­kung ver­ant­wort­lich, sondern mehrere. Bei der Ver­paa­rung zweier Hunde gibt es also zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten, wie die Gene zusam­men­wir­ken können. Allein bei einer Ver­er­bung über drei Gene gibt es für jedes Eltern­tier acht ver­schie­dene Mög­lich­kei­ten an Genkombinationen. Damit ergeben sich für die Nach­kom­men 64 ver­schie­dene Kom­bi­na­ti­ons­mög­lich­kei­ten.

HD tritt haupt­säch­lich bei grö­ße­ren, schwe­ren Rassen auf. Sie kann aber auch klei­nere Hunde und Katzen betref­fen. HD ent­wi­ckelt sich während des Ske­lett­wachs­tums, also im Welpen- und Junghundealter. Ab einem Alter von 12 bis 18 Monaten – je nach Ent­wick­lungs­stand des Hundes – kann ein Tierarzt eine HD sicher diagnostizieren. Manche Hunde zeigen bereits vorher ein auf­fäl­li­ges Gang­bild oder Schmer­zen. Andere zeigen keine Beein­träch­ti­gung. Nicht jeder Hund zeigt bei glei­cher Schwere der Erkran­kung die­sel­ben Schmer­zen oder das­selbe ver­än­derte Gang­bild.

Wie wird HD diagnostiziert?

Die Dia­gnose erfolgt mittels Rönt­gen­bild. Der Hund muss hierfür überstreckt auf dem Rücken liegen. Deswegen ist eine kurze Narkose unumgänglich. Auf dem Bild ist die gesamte Hüfte mit beiden Gelenken erkennbar. Der Tierarzt misst den Winkel von Gelenkkopf zu Gelenkpfanne aus. Er wird als Norbergwinkel bezeichnet. Bei gesunden Hunden liegt er bei 105 Grad. Je kleiner der Winkel, desto schwerer die HD.

Außerdem beurteilt er den Gelenkspalt zwischen Kopf und Pfanne und sucht nach Knochenzubildungen. Das Gesamtbild aus diesen Faktoren ergibt die Einstufung, ob und in welcher Schwere eine HD vorliegt. Bei Zuchttieren wird diese zertifiziert, da sie von den meisten Zuchtverbänden verlangt wird. Das darf allerdings nicht jeder Tierarzt, hierfür ist eine Zusatzausbildung erforderlich. Wer seinen Hund auf HD röntgen lässt, sollte immer – egal ob Zuchtambitionen vorhanden sind – zu einem Tierarzt gehen, der diese Zusatzausbildung besitzt. Nur dann ist das Ergebnis der Untersuchung vertrauenswürdig.

Wie wird HD eingestuft?

  • HD-A: HD-frei. Der Hund ist nicht von der Erkran­kung betrof­fen, es gibt keine Hin­weise auf eine Fehl­bil­dung. Der Nor­berg­win­kel liegt bei 105 Grad oder mehr, der Gelenk­spalt ist eng, gerun­det und weist überall den glei­chen Abstand zwi­schen Kopf und Pfanne auf. Die Kon­tu­ren von Kopf und Pfanne sind glatt.
  • HD-B: Über­gangs­form. Ent­we­der liegt der Nor­berg­win­kel zwi­schen 100 und 105 Grad und der Gelenk­spalt ver­läuft minimal ungleich, oder der Nor­berg­win­kel beträgt 105 Grad oder mehr und der Gelenk­spalt ver­läuft stark ungleich zwi­schen Pfanne und Kopf. Am Knochen können mini­male struk­tu­relle Ver­än­de­run­gen erkenn­bar sein.
  • HD-C: leichte HD. Der Nor­berg­win­kel beträgt 100 Grad oder mehr, der Knochen weist leichte struk­tu­relle Ver­än­de­run­gen wie Unschärfe der Kon­tu­ren auf. Der Pfan­nen­rand kann leicht abge­flacht sein.
  • HD-D: mitt­lere oder mit­tel­schwere HD. Der Nor­berg­win­kel beträgt 90 Grad oder mehr, der Knochen weist deut­li­che struk­tu­relle Ver­än­de­run­gen auf, der Gelenk­spalt ist stark ungleich­mä­ßig, der Pfan­nen­rand ist abge­flacht.
  • HD-E: schwere HD. Der Nor­berg­win­kel liegt unter 90 Grad, die struk­tu­rel­len Ver­än­de­run­gen am Knochen sind deut­lich erkenn­bar und massiv, der Ober­schen­kel­kopf ist stark defor­miert, der Pfan­nen­rand stark abge­flacht.

Gele­gent­lich werden bei grenz­wer­ti­gen Formen auch noch die Stufen 1 und 2 ver­wen­det, also bei­spiels­weise HD-C1 oder HD-C2.

Kann HD behandelt werden?

Der erste Schritt ist schonender Muskelaufbau. Das heißt, der Hund soll Muskeln aufbauen, die das Gelenk stabilisieren, ohne das Gelenk stark zu belasten. Schwimmen ist hierfür sehr gut geeignet. Physiotherapeuten verfügen meist über Unterwasserlaufbänder für diesen Zweck. Bei Schmer­zen und Pro­ble­men mit der Beweg­lich­keit kann ein Phy­sio­the­ra­peut eben­falls Lin­de­rung ver­schaf­fen. Beim Laufen sollte der Hund in lockerem Trab gehen, sich gleichmäßig bewegen. Schnelle Start- und Stopp-Bewegungen sind Gift für angeschlagene Gelenke. Dasselbe gilt für Sprünge und übermäßiges Treppensteigen. Achten Sie auf eine schlanke Linie. Je dicker der Hund, desto größer die Belastung auf die Gelenke.

Über Medikamente kann der Abnutzungsprozess eines HD-Gelenks verlangsamt und mögliche Entzündungen gelindert werden. Am gängigsten sind Mittel mit Grünlippmuschel. Auch Teufelskralle findet häufig Anwendung.

Alle weiteren Maßnahmen sind von der Schwere der HD abhängig. Sie reichen von Goldakupunktur bis hin zu einem komplett künstlichen Hüftgelenk.